Scheibenmechanik von Johannes Faupel in der Lehrerfortbildung

Sehr geehrter Herr Faupel,
gerne beschreibe ich Ihnen den Einsatz der „Scheibenmechanik“ in der Lehrerfortbildung.

1 Das ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen

Weltweit stehen wir am Anfang einer Integration von Gehirn- und Bildungsforschung. Die bisherigen Ergebnisse machen bereits die vielfältigen Bezüge zwischen der kognitiv-neurowissenschaftlichen Herangehensweise der Gehirnforschung einerseits und der rein psychologischen und pädagogischen Verfahren und Fragestellungen der Bildungsforschung andererseits deutlich. Letztere erforscht im Lehr- und Lernkontext, ob eine bestimmte Intervention wirkt, wobei erstere auch die Grundlagen – das Wie und das Warum – dieser Wirkung unter die Lupe nimmt.

Seit seiner Gründung im April 2004 konzentriert sich das ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm auf beide Forschungsrichtungen, was es ihm ermöglicht, bildungsrelevante Erkenntnisse der Neurowissenschaften von der Theorie in die Praxis zu übertragen. Das interdisziplinär arbeitende Team aus Psychologen, Pädagogen und anderen Wissenschaftlern betreibt dazu Grundlagenforschung, führt Evaluationen durch und begleitet Bildungseinrichtungen in der Weiterentwicklung ihrer pädagogischen Arbeit. In diesem Sinne sind die Ziele des ZNL dreierlei.

1.1 Kognitiv-neurowissenschaftliche Grundlagenforschung zu Lernprozessen

Anhand dieser Forschung sollen Fragen beantwortet werden wie: Wie muss gelernt werden, so dass in jedem Lebensalter altersgerecht gelernt wird? Welche neuronalen Strukturen sind hier vor allem beteiligt? Wie verändert sich deren Funktion mit dem Alter? Welche Emotionen führen in welchem Alter und in welchem Kontext zu welchen Behaltensleistungen? Wie verhält es sich mit dem emotionsabhängigen Abruf von Informationen? Wie beeinflusst die Vorbildung des Lernenden neue Lernprozesse im Einzelnen? Was bedeutet das für das Lernen im Erwachsenenalter?

1.2 Anwendungsorientierte Forschung und Beratung

In der Medizin hat sich die enge Verzahnung von Grundlagenwissenschaft und klinischer Anwendung eindeutig bewährt, dieses Modell wird im ZNL auf die Pädagogik übertragen. In Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen, Institutionen der beruflichen Weiterbildung und Firmen übertragt darum das ZNL die Grundlagen wissenschaftlich gewonnener Einsichten unmittelbar in anwendungsbezogene Projekte. Das ZNL begleitet und berät für Bildung Verantwortliche in vielfältigen Veränderungs- und Entwicklungsprozessen.

1.3 Weiterbildung von Lehrenden zum raschen Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse

Menschen in pädagogischen Berufen haben Interesse an praxisrelevanten Ergebnissen aus dem Bereich der Hirnforschung und deren Umsetzungsmöglichkeiten. Daher werden die Ergebnisse der Forschung unmittelbar von denjenigen weitergegeben, die sie zu Tage fördern.

Das ZNL ist ein Drittmittelprojekt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III der Universität Ulm.

2 „Scheibenmechanik“ in der Lehrerfortbildung des ZNL

Das ZNL begleitet regelmäßig Entwicklungsprozesse von Bildungseinrichtungen. Derzeit ist es mit der Begleitung der Entwicklung von Bildungshäusern (baden-württembergisches Landesmodell zur pädagogischen Verzahnung der Arbeit von Kindergarten und Grundschule), von Gemeinschaftsschulen (Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) sowie Sekundarschulen (Nordrhein-Westphalen) beauftragt. Die Begleitung erfolgt in der Regel in längerfristigen Projekten.

2.1 Schulentwicklung ist in erster Linie Kompetenzentwicklung von Lehrkräften

Im Zentrum der Arbeit des ZNL steht dabei immer die Entwicklung von Menschen, die ihr professionelles Handeln nachhaltig verändern wollen. Das ZNL stellt Argumente aus der Lernforschung und Beispiele gelingender Praxis zur Verfügung und unterstützt die Teilnehmer/innen der Fortbildungen dabei, ihr eigenes professionelles Handeln zu reflektieren und weiter zu entwickeln.

2.2 Schule: ein Problem-Feld?

Die Mitarbeiter/innen des ZNL machen häufig die Erfahrung, dass ein Teil der an den Fortbildungen teilnehmenden Lehrkräfte in einer „Kultur des Problematisierens“ verwurzelt sind. Viele Lehrkräfte scheinen es gewöhnt zu sein, auf Herausforderungen ihres beruflichen Alltags mit einer Beschreibung der Schwierigkeiten zu reagieren. Immer wieder beschreiben Lehrkräfte: „Das geht bei uns nicht.“ – „Da müsste zuerst einmal die Kultusbehörde etwas ändern.“ – „Da kann ich gar nichts machen.“ – „Die Schüler sind aber so und so.“

2.3 Die entscheidende Wende: vom Problem zur Lösung

In seinem an lösungsorientierten Ansätzen interessierten Vorgehen sieht es das ZNL als Notwendigkeit, die Teilnehmer/innen seiner Fortbildungen dabei zu unterstützen, ihren Blick auf die Veränderbarkeit von Situationen und Strukturen zu lenken. Dazu setzt es die „Scheibenmechanik“ von J. Faupel regelmäßig in der Arbeit mit Lehrkräften und Schulteams ein. Anhand ganz konkreter eigener Problemstellungen und geleitet durch die Drehscheibe und die dazugehörigen Handreichungen bearbeiten die Teilnehmer/innen eigene berufliche Alltagsherausforderungen. Sie arbeiten dazu im Tandem und reflektieren anschließend ihre Erfahrungen im moderierten Gruppengespräch.

2.4 Erfahrungen

Die Erfahrungen des ZNL beim Einsatz der Scheibenmechanik sind durchweg positiv. Viele Teilnehmer erfahren in der Bearbeitung eigener Probleme mit der Scheibenmechanik die positive Wirkung eines veränderten Blicks – weg vom Problem, hin zur Lösung. In den Reflexionsgesprächen berichten Teilnehmer immer wieder von einem „inneren Klick“, von der Wohltat, die mit der Erfahrung der Handlungsfähigkeit verbunden wird und von der klaren Handlungsstruktur, die sie sich selbst mit Hilfe der Scheibe erarbeitet haben.

Die Moderatoren längerfristiger Fortbildungen des ZNL haben schon mehrfach erfahren, dass die Arbeit mit der Scheibenmechanik, die in einen inhaltlichen Schwerpunkt „Interaktion“ eingebunden ist, zum ersten Wendepunkt eines Prozesses werden kann: Standen zuvor eher die Probleme im Vordergrund der Diskussionen unter den Teilnehmern, so gewinnt die Lösungsorientierung danach zunehmend Raum.

3 Zusammenfassende Empfehlung

Das ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen setzt in Schulentwicklungsprozessen auf die Einführung einer „Kultur der Lösungsorientierung“. Dabei verwenden die Mitarbeiter des ZNL regelmäßig die Scheibenmechanik von J. Faupel. Die Erfahrungen sind durchweg positiv.

Michael Fritz
Geschäftsführer
ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen Universität Ulm

Datenschutzerklärung | Impressum | Widerrufsbelehrung

Im Mittelpunkt: eine Herausforderung, ein Entscheidungsproblem

Beraterwerkzeug erste Erweiterung